Audi RS e-tron GT Fahrbericht

BAMAKA Fahrbericht - Unterwegs im Audi RS e-tron GT

Wir müssen über Motorgeräusche reden, auch wenn es diese in einem vollelektrischen Fahrzeug, wie dem Audi RS e-tron GT, gar nicht gibt. Müsste es dann nicht auch Motorstille heißen?! Nun ja. Widmen wir uns erst einmal dem was da ist und steigen ein…

 

Audi RS e-tron GT - beherrschbare Brachialgewalt

Endlich steht der langerwartete Testwagen auf dem Firmenparkplatz. Schon die feuerrote Lackierung unseres Testobjektes verspricht Höchstgeschwindigkeit und sorgt für leicht erhöhten Puls. In Audi Sprache handelt es sich bei der Wagenfarbe übrigens um Tangorot. Lassen wir uns also auf diesen Tanz ein und setzen uns hinters Steuer. Der tiefe Einstieg in die sportlichen Sitze und das kleine, unten abgeflachte Lenkrad bestätigen den ersten Eindruck, dass es sich hierbei um ein Sportgerät handelt. Der Innenraum wirkt aufgeräumt und alle Funktionen sind intuitiv bedienbar, wie man es von Audi gewöhnt ist. Ebenfalls typisch für Audi ist allerdings auch die lange Liste an aufpreispflichtiger Sonderausstattung, wer beispielsweise ein Head-up-Display möchte muss noch einmal 1.400,- € (brutto) oben drauflegen.

Allerdings wird der Preis des Audi RS e-tron GT bei dem anvisierten Kundenkreis ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen. Ausschlaggebender ist da schon das, was passiert nachdem man den Startknopf betätigt hat. Dann nämlich können die beiden Elektromotoren ihre insgesamt 598 PS entfalten und das 2,3 Tonnen schwere Fahrzeug samt Insassen in 3,3 Sekunden auf Landstraßentempo katapultieren. Auch auf kurvigen Straßen macht der luftgefederte und allradangetriebene Athlet eine sehr gute Figur.

Nach spätestens 465 Kilometern muss dann wieder aufgeladen werden. Die 800 Volt Batterie hat eine Nettokapazität von 83,7 Kilowattstunden (kWh) und kann mit maximal 270 KW geladen werden. Somit ist eine Aufladung von 5 % auf 80 % innerhalb von rund 22 Minuten möglich, unter idealen Bedingungen wohlbemerkt. Der Audi RS e-tron GT ist eben auch an der Ladesäule ein Sportler. Besonders praktisch ist, dass sich auf beiden Seiten des Fahrzeugs Ladebuchsen befinden. Ein aufwendiges Rangieren an der Ladesäule oder der Wallbox entfällt somit.

Audi RS e-tron GT Frontansicht

Wer kauft einen Audi RS e-tron GT?

Ich stelle jetzt bewusst nicht die Sinnfrage, weil ich finde, diese lässt sich bei Sportwagen ohne Einschränkungen ohnehin nicht ehrlich beantworten. Vielleicht drücke ich es so aus: Man sollte es einmal erlebt haben, wenn die 830 Nm Drehmoment auf den Asphalt wirken und einen in den Sitz zurück pressen.

Dabei gilt die Maxime Genuss ohne Kompromisse, denn für einen Sportwagen ist der Audi RS e-tron GT erstaunlich alltagstauglich, schließlich handelt es sich um einen „GT“, also einen Gran Turismo. Eine traditionsreiche Automobilgattung, die sich frei übersetzt, dem sportlichen Reisen widmet. Stauraum vorne und hinten sowie eine praktikable Reichweite von über 400 Kilometern lassen den Ingolstädter durchaus zum Reisewagen werden. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass die brachiale Leistung ohne die sonst übliche Geräuschkulisse eines entsprechenden Verbrennungsmotors zur Verfügung steht.

Jetzt werden natürlich automobile Traditionalisten sagen, dass gerade das Bollern eines V8 Motors oder ähnlicher Aggregate den Reiz von Motorsport ausmache, doch wer manchmal einfach nur zum Supermarkt oder ins Kino fahren will und das Gefühl haben möchte dennoch jederzeit Bestzeiten herausfahren zu können für den ist die stille Kraft vielleicht eine angenehme Abwechslung.

Zudem ist der Audi RS e-tron GT auch gar nicht Geräuschlos. Die Ingenieure des Premium-Herstellers haben sogar ausnehmend viel in das Sounddesign des Stromers investiert. Zum einen, weil bei niedrigen Geschwindigkeiten zum Fußgängerschutz Warngeräusche verpflichtend sind, zum anderen, weil der Käufermarkt es so will. Schließlich steht nicht nur das Kürzel GT auf dem Kofferraumdeckel, sondern auch noch die Buchstaben RS, die wiederum zum Rennsport verpflichten. Doch nicht nur Motorsportpuristen setzen Beschleunigung und Motorleistung mit einem entsprechenden Geräusch in Verbindung. Man muss nur einmal Kinder beim Spielen auf dem Autoteppich beobachten. Doch anders als bei Sportwagen in dieser Leistungskategorie nimmt sich das dumpfe und synthetische Brummen des Stromers eher zurück und verschwindet bei einer Geschwindigkeit von über 160 km/h gänzlich hinter den Wind- und Abrollgeräuschen der Reifen. Zudem lassen sich verschiedene Klangvariationen einstellen, ganz nach dem eigenen Geschmack. Im Schwestermodell, dem e-tron GT, ist dieses Soundpaket übrigens aufpreispflichtig.

Audi RS e-tron GT Heckansicht

Mobilität der Zukunft

Über Geschmack lässt sich ja vortrefflich streiten und so ist es auch mit dem Für und Wider dieser synthetischen Sounds. Ich könnte mir vorstellen, dass das Sounddesign eine Übergangsphase auf dem Weg in eine leise automobile Zukunft ist. Im Falle des Audi RS e-tron GT übrigens eine überaus spaßmachende Phase.

In einigen Jahren könnte Kraft und Geschwindigkeit also mit Stille gleichgesetzt werden und nicht mehr mit dem Kreischen hoher Drehzahlen. Ein interessanter Gedanke, der mich eigentlich nur in einer Frage ratlos zurücklässt: Wie werden Kinder der Zukunft Rennauto spielen?

Audi RS e-tron GT Innenraum

Technische Daten des Audi RS e-tron GT

  • Außenmaße (L x B x H): 4.989 mm x 1.964 mm x 1.414 mm
  • Kofferraumvolumen: 350 l (hinten) / 85 (vorne)
  • Anhängelast: k. A.
  • Antrieb: RS quattro (Allrad, Vollelektrisch)
  • Motorleistung: 440kW / 598 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • 0-100 km/h: 3,3 Sekunden
  • Reichweite (WLTP): 456 km
  • Verbrauch (WLTP): 21,4 kWh / 100 km