Renault Austral Fahrbericht

Unterwegs im Renault Austral

Von einem Renault Austral haben Sie noch nie gehört? Das kann gut sein, denn der Kompakt SUV ist neu in der Modellpalette des Herstellers und soll anstelle des Kadjar frischen Wind reinbringen. Da dies nicht nur mit einem neuen Namen gelingt, hat Renault an einigen Stellschrauben gedreht. Ob der Neuanfang gelungen ist, haben wir versucht auf einer kleinen Testrunde zu erfahren.

Neuer Name und neues Design

Schon rein äußerlich erkennt man eine gewisse Ähnlichkeit mit dem neuen elektrischen Renault Mégane E-Tech, dessen Designsprache im Innenraum dann fast gänzlich übernommen wird. Diese Verwandtschaft tut dem wuchtigen Kompakt SUV gut, der trotz markantem Kühlergrill eine harmonische, geschwungene Linienführung besitzt. Die zweifarbige Lackierung des Testwagens lässt den Austral zudem zeitgemäß wirken.

Dieser erste Eindruck bestätigt sich, sobald man hinter dem Volant (franz. Lenkrad) platz nimmt. Hier dominieren zwei großflächige Bildschirme das Blickfeld des Fahrers. Besonders angenehm ist dabei die vertikale Anordnung des Panels in der Mitte des Armaturenbrettes. Es mag eine persönliche Vorliebe sein, dennoch ist die Aufteilung und Bedienbarkeit eines hochkant angebrachten Touchscreens schlüssiger. Schließlich wird ein Smartphone in der Regel auch nur selten gekippt. Insgesamt stehen dem Fahrer 774 cm2 Bildschirmfläche zur Verfügung. Gegen Aufpreis kann ein 210 cm2 großes Head-up-Display hinzugebucht werden. Das ergibt eine Displayfläche von insgesamt 984 cm2 - willkommen in der Mobilität der Zukunft!

Nur als Renault Austral Hybrid bestellbar!

Das übersichtliche Cockpit wird von einer LED-Leiste gerahmt, die je nach Multi-Sense Fahrmodus in der entsprechenden Farbe leuchtet. Wählbar sind in unserem Testwagen Eco, Comfort und Sport. Hier lohnt es sich, auf die zweite größere Neuerung des Renault Austral hinzuweisen: Die Motorenpalette. Den Austral gibt es ausschließlich als Mild- oder Vollhybrid in Kombination mit einem Benziner. Eine Dieselvariante, einen Plug-in-Hybrid oder eine vollelektrische Motorisierung gibt es nicht.

Unser Testwagen ist ein Mild-Hybrid mit 158 PS. Somit wird der Sport-Modus zwar durch ein aggressives Motorengeräusch und einer roten LED-Leiste unterstützt, die eher mageren 158 PS sorgen allerdings für wenig sportliche Emotionen. Daran ändert die ansprechende Techno Esprit Alpine Ausstattung leider auch nichts. Gleichwohl das Wort Alpine den Motorsportfans ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.

 

Ausstattung aus dem Premiumregal

Auf der Testrunde haben wir daher die LED-Leiste schnell wieder auf blau gestellt und waren hauptsächlich im Comfort-Modus unterwegs. Dann arbeitet der Mild-Hybrid-Antrieb leise und es kann sich mehr auf die Annehmlichkeiten wie einer mehrstufigen Massagesitzfunktion konzentriert werden. Überhaupt scheint maximaler Komfort das Ziel der Ingenieure gewesen zu sein. Ein Beispiel: Der Automatikwählhebel befindet sich, wie bei Mercedes-Benz, hinter dem Lenkrad. Auch in Sachen Assistenzsysteme ist Renault mit dem Austral Richtung Premium unterwegs. Bis zu 32 Assistenzsysteme sind im Kompakt-SUV mit dem Rhombus auf der Motorhaube wählbar.

Neben dem fast schon üblichen 360° Rundumsicht-3D-Monitor und dem Head-up-Display sollte unter den üppigen Ausstattungsoptionen ein besonderes Augenmerk auf die dynamische Allradlenkung 4Control advanced gelegt werden. Diese sorgt bei Fahrgeschwindigkeiten über 50 km/h dafür, dass die Hinterräder mit bis zu einem Grad in gleiche Richtung wie die Vorderräder zeigen und sich positiv auf das Fahrgefühl auswirken.

Richtig spürbar wird diese Premium Funktion, wie wir sie beispielsweise aus einer S-Klasse kennen, bei niedrigen Geschwindigkeiten. Dann können die Hinterräder mit bis zu 5 Grad entgegen der Lenkrichtung der Vorderräder gestellt werden und ermöglichen ein agiles Fahren im engen Stadtverkehr. Dank dieser Allradlenkung hat der bullige Austral mit 10,1 m einen geringeren Wendekreis als der Kleinwagen Renault Clio.

Kompakt SUV mit jeder Menge Platz!

Der Wendekreis auf dem Datenblatt erscheint mit Blick auf die Abmessungen des SUV und dem großzügigen Platzangebot im Innenraum wie ein Tippfehler. Doch spätestens im Parkhaus macht sich die Allradlenkung bemerkbar. So ist für den Austral auch im dichtesten Großstadtgewühl noch Platz genug. Gleiches gilt auch für die Passagiere. Sowohl vorne als auch im Font haben die Fahrgäste erstaunlich viel Bein- und Kopffreiheit. Das Gepäck findet in einem bis zu 575 l großen Kofferraum Platz. Sie stören sich an der Formulierung „bis zu“? Ganz recht, denn je nach Vorlieben kann die hintere Sitzbank nach vorne oder hinten bewegt werden. Damit schrumpft oder wächst der Kofferraum um bis zu 75 l Fassungsvermögen. Bei umgelegter Rückbank sind 1.525 l maximal drin. Einziger Kritikpunkt ist die segmenttypische hohe Ladekante, die SUV-Fahrer vermutlich gerne in Kauf nehmen.

 

Gelungener Neustart für den Renault Austral?

Neue Namen haben es auf dem Automobilmarkt häufig schwer. Doch mit dem Austral hat Renault ein stimmiges Gesamtkonzept aufgelegt, bei dem vor allem komfortorientierte Fahrer zugreifen sollten. Komfort aus der oberen Mittelklasse, wendiger als ein Kleinwagen und jede Menge Platz könnten den Austral zu einem Importschlager werden lassen.

 

Technische Daten des Renault Austral E-Tech Mild Hybrid 160 Automatic

  • Außenmaße (L x B x H): 4.510 mm x 1.825 mm x 1.618 mm
  • Kofferraumvolumen: 500 l bis 1.559 l
  • Anhängelast: 1.800 kg
  • Motorleistung: 116 kW / 158 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 174 km/h
  • 0-100 km/h: 9,7 Sekunden

Verbrauch (WLTP): 6,2 l/100 km